Rad der vier neuronalen Schaltkreise unseres Gehirns nach Richard Davidson
Anfang Januar nahm ich bei Heike Sansoni am Visionstag zum Start ins neue Jahr teil – ein Tag, um sich entspannt mit Karten, einer geführten Innenweltreise und einer kleinen Aufstellung auf die eigene innere Spurensuche zu begeben. Gleich zu Beginn lauerte die erste Herausforderung: Wir sollten aus ca. 30 Postkarten, die in der Mitte auf dem Boden verstreut lagen, intuitiv 1-2 Karten aussuchen, die uns ansprachen, aus welchem Grund auch immer. Das war so eine klassische Kopf-aus-Bauch-an-Übung. Ziemlich schnell landeten wir alle in demselben Dilemma: für welche sollte ich mich entscheiden? Auf welche will ich meinen Fokus richten? Wenn ich mich für die eine entscheide, dann entscheide ich mich gegen all die anderen (Möglichkeiten). Die Qual der Wahl. Das ist wohl in meiner kleinen Welt genauso, wie in all den vielen großen Arenen aller Menschen der Welt.
Im nächsten Schritt der Übung sollten wir kurz berichten, warum wir uns schlussendlich für diese Karte entschieden hätten. Wir kamen alle ins Gespräch, von Mensch zu Mensch und schlussendlich bündelte sich alles am Ende in ein Wort: Mitgefühl = mit Gefühl. Wenn ich mit Gefühl mitfühlend Mitgefühl mit mir und meiner Umgebung habe, ist alles möglich, auch Frieden.
Einen Tag danach bekam ich den Schreibimpuls für die Woche und dort tauchten mit einem Mal die vier neuronalen Schaltkreise unseres Gehirns nach Richard Davidson auf. Hast du schon einmal etwas davon gehört?
Das sind vier neuronale Schaltkreise, die weitgehend unabhängig voneinander in unserem Gehirn unser Wohlbefinden steuern. Schon das Lesen der vier Fähigkeiten löst in mir Funken blitzende Gedanken aus. Mein Kreisdenken setzt sofort ein, ich setze alles auf ein Rad: in der Mitte erscheint die zutiefst menschliche Sehnsucht nach Wohlbefinden und innerem Frieden und drum herum nehmen die 4 erwähnten Fähigkeiten Platz. Das Schöne am im Kreisdenken ist für mich, dass alles, ohne Bewertung, gleichberechtigt da sein darf. Das eine nicht ohne das andere, denn sonst läuft ein Rad nicht rund. Wir leben in dualen Systemen.
Sofort taucht bei mir auch das 4 Ohren-Münder-Modell von Schultz von Thun auf. Ich liebe dieses Modell, denn es weitet den Raum an mitfühlendem Miteinander und Toleranz. Obwohl wir alle als Baby mit zwei Augen, zwei Ohren und einem Mund nackt und weitestgehend noch ungeprägt auf die Welt kommen, ist da viel mehr in uns angelegt. Doch je nachdem in welches Milieu wir hineingeboren werden, welchen Herausforderungen wir uns im Leben stellen müssen, verkümmert oder wächst das eine oder andere in uns. Unsere innere Festplatte wird programmiert, von der Ursprungsfamilie bis hin zum kollektiven sozialen Umfeld – wir richten uns im Leben ein und kommen bestenfalls weitestgehend gut durch.
Doch warum gibt es überall so viel Unfrieden, so viel Jammern und Gemecker, so viel Unzufriedenheit? Wo ist das Leck oder der Knackpunkt im Getriebe des großen Ganzen, dass Frieden zwar eins der höchsten Werte für uns ist, doch wir meist schon im kleinsten Kreis damit scheitern? Liegt es am unbewussten antrainierten selbstverständlichen Tun? Liegt es an unseren neuronalen Schaltkreisen im Gehirn? Können wir diese bewusst ansteuern?
In der positiven Psychologie ist erforscht und nachgewiesen, dass wir negative Erlebnisse schneller abrufen und abspeichern als positive. Das liegt an unserem evolutionären Jahrtausend Jahre alten Angstreflex. Ich brauche 4x so oft eine positive Erfahrung, damit sie auf meiner Festplatte gespeichert wird, eine negative Erfahrung wird sofort tief eingraviert. Das ist doch irre und paradox.
Was lässt unsere neuronalen Schaltkreise des Wohlbefindens aufleuchten und wachsen? Und welcher Fluch liegt auf dem verkümmerten Zustand bei so vielen? Worauf lenke ich meinen Fokus? Die Übung am Visionstag war ein perfektes Beispiel dafür, wie schnell die Fähigkeit des neuronalen Schaltkreises, sich auf etwas zu konzentrieren und wirre Gedanken zu vermeiden, untergraben wird.
In meinen Augen liegt es immer wieder am Schüren von Angst, einer unserer ureigensten Überlebensstrategien. Vor Millionen von Jahren war sie der wichtigste Wegweiser um zu Überleben. Dieses instinktive Wissen ist in uns angelegt. Es ist unsere ursächliche Blaupause, auf die wir uns aus dem Bauch heraus verlassen können. Doch heute wird Angst im Kopf erzeugt. Nicht als Wegweiser zu sich selbst, sondern als ganz legitimes Machtmittel zum Manipulieren und Führen? Unser Bauchgefühl ist wenig(er) wert, verkümmert immer mehr. Die in uns angelegte wundervolle Fähigkeit des instinktiven Handels aus dem Bauch heraus wird immer mehr ausgelöscht.
Die Medienflut überschwemmt tsunamiartig alles. Umso mehr Daten, umso mehr Verwirrung. Ich entziehe mich diesem ganz bewusst. Das ist meine persönliche Wahl. Ich lasse los, bleibe wach und vertraue (auf meinen Bauch) … und mir geht es damit immer besser …, auch wenn es für
mich eine tägliche Übung bleibt und nicht der leichteste Weg ist …doch damit halte ich den Trainingsmuskel meines neuronalen Schaltkreissystems in Bewegung … denn über allem schwebt ein Fokus, für den ich mich ganz klar entschieden habe: Ich gehe meinen Weg mit Gefühl, vertrauend, ohne Angst, ins Licht … Schritt für Schritt.
Seit dem Anfang der Pandemie halte ich jede Woche meine Erlebnisse in Form eines persönlichen Journalbeitrages fest. Damals hat der SchreibCoach Stefan Strehler einen Online-Kurs dazu angeboten. Seitdem schreibe ich nach seinen wöchentlichen Schreibimpulsen. Meist gibt es ein Zitat mit einem dazu passenden Motto. Manches Mal lasse ich mich davon inspirieren, doch auch hier gilt immer die „Muss-Diät“: Nichts muss, alles kann! Ab jetzt werden hier immer wieder meine persönlichen Sicht-weise(n) zu Impulsen oder Themen erscheinen. Als Inspiration und Denkanstoß, denn ich finde, dass die Zeit reif ist, um neue Wege zu finden und zu gehen.
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