Die Tradition der Schulrede
In meiner Arbeit in einer freien Schule begegnen mir jeden Tag eine Vielzahl von jungen Menschen. An manchen Tagen habe ich Zeit, mir das Treiben auf dem Schulhof anzuschauen und diese jungen Menschen in ihrem Treiben und Tun zu beobachten.
Vor allem beobachte ich gerne diejenigen, die in dem jeweiligen Jahr ihr Abitur absolvieren werden. Denn für sie ist es das letzte Jahr, bevor sie ihre Flügel ausbreiten und danach in einen neuen Lebensabschnitt durchstarten.
In Amerika gibt es eine Tradition, bei der zum Abschluss des Studiums den Absolventen eine Rede gehalten wird. Oftmals werden dazu bekannte Persönlichkeiten oder Schriftsteller:innen geladen, weil man hofft, dass diese besonders gut über das Leben Bescheid wissen.
Im Saarland wurde 1999 diese Tradition wieder aufgegriffen – hat doch die Schulrede in Deutschland eine lange Tradition bis zurück ins 18. Jahrhunder. Seitdem haben verschiedene Persönlichkeiten und Schriftsteller:innen, wie zum Beispiel Juli Zeh, Raoul Schrott, Feridun Zaimoglu und Herta Müller, eine Rede an die nächste Generation gehalten.
2023 hatte Julia Schoch die Ehre, eine Rede an die Abiturient:innen in Saarland zu halten und hat in dieser folgendes unter anderem gesagt:
» Stürzen Sie sich vor allem in die Liebe.
Verschwenden Sie sich. Sparen Sie sich und Ihre Gefühle nicht auf.
Seien Sie nicht pragmatisch, seien sie nicht zaghaft und vor allem nicht zynisch.
Seien Sie großzügig und mutig,
wenn es um die Angelegenheiten des Herzens geht. «
Inspiriert von dieser Tradition startete ich ein Experiment und schrieb selbst eine Rede an die nächste Generation: Z.
Meine Rede an die nächste Generation Z
Willkommen im Zeitalter des Wassermanns, der großen Zeitenwende.
Ihr steht am Beginn einer neuen Zeit, die in den nächsten 200 Jahren wirken will. Herzlichen Glückwunsch.
In den letzten 200 Jahren wurde viel erforscht, experimentiert und die Resultate haben nicht nur wissenschaftliche Höchstleistungen und Reichtum gebracht, sondern auch viel Leid und Zerstörung verursacht.
Der Mensch hat sich über die urheiligsten Gesetze gestellt und Großmutter Erde beschert uns derzeit die Quittung.
Der Klimawandel, das sich gegenseitige Bekriegen aus Macht- und Geldgier, das Ungleichgewicht von Arm und Reich ist Kapitalismus in höchster Blüte.
Das urheilige Gesetz vom Gleichklang des Gebens und Nehmens wurde bis ins Unermessliche missbraucht.
Doch auch das ist aus dem Blickwinkel der jahrtausendelangen Evolution im Geschichtsrad nur ein winziges Sandkorn der Zeitgeschichte.
Daher regt euch nicht über euer Erbe auf, sondern packt es an, macht es anders und verbindet euch wieder mit dem großen Ganzen.
Der Schlüssel liegt im WIR, im gemeinsam in Einklang mit allen Welten und Menschen friedlich leben.
Doch der Weg zum WIR verläuft nur über den Weg zu dir. Solange du mit dir nicht im Reinen bist, nicht die volle Verantwortung für all dein Tun und Nichttun übernimmst, sondern die Ursache für Entscheidungen und Missstände im Außen suchst, du nicht weißt, wer du wirklich bist, du deinen inneren Diamanten noch nicht gefunden hast, werden deine Versuche immer wieder fehlschlagen.
Daher mach dich auf die Reise, geh in die Natur, befrage die Bäume und Tiere, höre auf dein Herz. Sie sind deine Wegweiser, wissen, was zu tun ist, im Hier und Jetzt.
Wir sind alle miteinander verbunden. Du bist Ich und Ich bin du. Alles andere ist eine Illusion. Wir werden die Erde nur im Miteinander gemeinsam erhalten.
Daher überwinde deine Ängste, entdecke das Schöne der Andersartigkeit im Anderen, verschwende dich und deine Zeit in das liebevolle Miteinander.
Das Zeitalter der Entscheidungen aus Kopf und Verstand ist vorbei. Nun beginnt das Zeitalter der bedingungslosen Liebe zu allem.
Denn nur im WIR werden wir überleben. Wir sitzen alle im selben Boot. Geh mutig voran, lass dich nicht von den alten Macht- oder Giergedanken leiten, sondern frage dich immer: Ist es zum Wohle aller? Ihr seid genau die, die wir für diese große Zeitenwende brauchen.
Das ist der Rede erster Teil. Sie ist noch nicht zu Ende. Sie webt sich jeden Tag ein Stück weiter. Denn Leben ist immerwährende Veränderung.
Was würdest du gerne aus deinem Erfahrungsschatz der kommenden Generation mit auf den Weg geben?
schreib es mir gerne in den Kommentar … oder schreib die Rede einfach weiter ….
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