Was ist eine Baumzeremonie?

Was ist eine Baumzeremonie?

Die Baumzeremonie – Yoga für die Seele

 

Bäume sind seit Urzeiten ein Symbol des Lebens. Die Baumzeremonie kommt aus dem großen Reichtum des Naturheilwissens der indigenen Völker. In vielen Kulturen auf der ganzen Welt werden seit Urzeiten Bäume nicht nur als Symbol sondern auch als Quelle für Heilung genutzt.
In vielen Traditionen stehen dabei die Wurzeln des Baumes für die Verbundenheit zu „Großmutter“ Erde, die uns hält und nährt und die Krone des Baumes steht für das sich ins helle Licht strecken, in die offene Weite des Universums, aus dem alles entsteht.

 

Die Heilkraft von Bäumen

 

Wusstest du, dass Bäume dieselbe Aura wie dein eigener Körper besitzen?

Wusstest du, dass sie dadurch dein Energiefeld reinigen und heilen können?

Wusstest du, dass es dafür eine ganz einfache Methode gibt?

 

Die Baumzeremonien sind eine wunderbare Form, sich etwas Gutes zu tun und mit sich selbst in Einklang und Balance zu bringen. Denn wir sind mehr als unser physischer Körper. Jeder Mensch hat um sich herum ein ca. armlängengroßes unsichtbares Energiefeld, Aura genannt. Dieses Feld kann z.B. durch eine Aura-Fotographie sichtbar gemacht werden kann. Dort zeigt sich dann in unterschiedlichen Farben das Feld, das jeden Menschen umhüllt. Ähnlich kannst du dir das mit der Aura eines Baumes vorstellen.

Du musst jetzt nicht eine Aura-Fotographie deines Körpers anfertigen. Doch für die Durchführung einer Baumzeremonie ist es gut zu wissen, warum du bestimmte Dinge am Baum tust. Unser Verstand mag es, wenn er eine Erklärung für Dinge oder Situationen bekommt, die er nicht sehen kann.

Kennst du das Gefühl: Du gehst raus in den Park oder Wald und in dir verändert sich deine Stimmung, deine Haltung, dein Körper atmet auf – es tut einfach gut die frische Luft zu atmen, in Bewegung zu sein, umgeben von Pflanzen und Bäumen? Genau danach sehnen sich ganz viele Menschen.

In früheren Zeiten war es ganz normal, dass die Menschen nah und verbunden mit der Natur lebten. Alles richtete sich nach dem Rhythmus der Natur aus. Mit dem Sonnenaufgang standen die Menschen auf, mit dem Sonnenuntergang gingen sie zu Bett.

In der heutigen Zeit, mit all den vielen hochentwickelten technischen Fortschritten, ist vielen Menschen diese Verbundenheit zur Natur verloren gegangen. Die meisten Menschen haben für einen Spaziergang in der Natur nur noch nach der Arbeit oder am Wochenende Zeit. Die vielen Notwendigkeiten des Alltages oder Möglichkeiten zum Zeitvertreib lassen uns manchmal keine Zeit mehr dafür. Das entspannte in der Natur unterwegs sein kommt da schnell mal zu kurz.

Dabei ist gerade so einen Auszeit in der Natur so heilsam.

Das Grün der Blätter, die klare Luft, das Knacken und Knistern im Wald lösen etwas in uns aus: Körper und Seele tanken auf. Sich in seinem Körper und in seiner Haut wohlzufühlen gehört einfach zu den Grundbedürfnissen eines schönen erfüllten Lebens. Dabei kann dir eine Baumzeremonie helfen.

 

Formen von Baumzeremonien

 

In meiner schamanischen Ausbildung durfte ich die Heilkraft der Bäume in Form von Baumzeremonien kennen und lieben lernen. Die einfachste Form einer Baumzeremonie ist die Baumumarmung.

Doch neben dieser Grundform gibt es noch weitere Baumzeremonien. Viele dieser Zeremonien können dir dabei helfen, mehr Klarheit über deine Gedanken oder Gefühle zu bekommen, Visionen oder Antworten dafür zu finden, wie sich bestimmte Situationen deines Lebens weiterentwickelt. Auch können sie dir dabei helfen, zu mehr Gelassenheit und innerem Frieden mit dir selbst zu gelangen.

Jede Baumzeremonie läuft nach einer bestimmten Matrix, einem bestimmten Ablauf, ab. Trotzdem bleibt dir genug Freiraum für eigene kreative Varianten. Das ist das Schöne an diesen Zeremonien.
Sehr unterstützend und heilsam sind folgende Zeremonien:

  • die monatliche Baumzeremonie (zu Neu- oder Vollmond)
  • die vierteljährlichen Jahreszeiten-Baumzeremonien (am Tag des Jahreszeitenübergangs)
  • die Baumzeremonie zum Rad der Wahrnehmungen
  • die Baumzeremonie zum Rad der Vergebung
  • die Baumzeremonie zum Klären von Problemen
  • die Baumzeremonie der Fragen und Antworten
  • die Baumzeremonie der 5 Schilde

Eine Anleitung für die Grundform der Baumzeremonien, der Baumumarmung, findest du hier. (Link)

 

Wirkungen der Baumzeremonien

 

Das regelmäßige Durchführung von Baumzeremonien ist sehr heilsam auf den Körper. Nicht nur, dass du mehr Zeit mit dir selbst allein in der Natur verbringst. Deine Wahrnehmung erweitert sich, dein Körper reinigt sich und Schmerzen können verschwinden. Ebenso ist es auch für die psychische Seelenhygiene förderlich. Du lernst mehr und mehr deiner Intuition zu vertrauen, kommst deinen Wünschen und Bedürfnissen auf die Spur, deine Gefühle regulieren sich mehr und mehr. Du kommst mit allem in dir in mehr Balance.

Vor allem in Situationen, wo sprichwörtlich in deinem Leben die Luft brennt, wo du dich vielleicht mit deinem Partner oder mit deinen Kindern gestritten hast oder auf Arbeit alles chaotisch läuft, ist eine Baumzeremonie eine gute Möglichkeit, um wieder mit dir in Balance zu kommen. Am Baum kannst du die Dinge, die dich aufregen oder Verwirrung stiften, in Ruhe überdenken und neue Lösungsschritte finden.

 

Erfahrungen als „Baumkuschlerin“

 

Am Anfang fiel es mir nicht leicht, mich mitten in der Berliner Großstadt in meinem Lieblingspark in Schöneberg an einen Baum zu lehnen und ihn zu umarmen. Ich dachte damals sofort: ‚was wohl die anderen jetzt von mir denken?‘ – es war mir schlichtweg peinlich.

Doch irgendwann habe ich diese Angst und diese Gedanken überwunden. Ich fing damals an, jeden Morgen nach dem Joggen zum Abschluss an ein und denselben Baum zu gehen und ihn zu umarmen. Den Effekt, den ich erlebte, war großartig. Mein Herzschlag beruhigte sich viel schneller, ich bekam das Gefühl von Verbundenheit, ich ging viel beschwingter und positiv gestimmter nach Hause und durch meinen Tag.

Ich gebe zu, ja, anfangs kamen ab und zu auch Menschen vorbei, die mir auf die Schulter tippten und mich fragten, ob denn alles mit mir in Ordnung sei oder was ich hier den machen würde. Doch das ist mittlerweile über 20 Jahre her – heute überrascht es keinen mehr im Volkspark, wenn jemand einen Baum umarmt. Die Zahl der bekennenden Baumkuschler ist überall ansteigend.

Eines Tages erlebte ich während meiner Baumumarmung folgendes: Der Baum sagte auf einmal: geht jetzt nach Hause. Ich war damals ganz irritiert, wollte noch viel länger dort stehen bleiben und mit ihm „reden“, doch ich folgte seiner Ansage. Ich staunte nicht schlecht, als kurz darauf nachdem ich zur Haustür hereingekommen war, ein heftiger Regenguss mit Blitz und Donner begann. Das Gewitter war wie aus dem Nichts losgegangen. Ich wäre pitschnass geworden, wenn ich am Baum stehengeblieben wäre. Das ist eher eine harmlose Anekdote meiner Erlebnisse am Baum. Mittlerweile höre ich sehr genau auf die Dinge, die mir meine Bäume erzählen.

Eine andere wichtige Erfahrung während meiner Ausbildung war der Umgang unserer Lehrer mit uns. Bevor du deine Frage stellen durftest, wurdes du von ihnen gefragt: Warst du schon am Baum? Anfangs fand ich das lästig, doch so habe ich gelernt, die Zeit mit meinen Lehrern für wirklich wichtige Fragen zu nutzen. Für viele Fragen habe ich am Baum sofort eine Antwort gefunden. So habe ich gelernt, die Heilkräfte der Natur für mich zu nutzen und kann dich nur ermuntern, dich zu trauen, es einfach mal auszuprobieren.

Wenn du erst einmal die heilsame Wirkung einer Baumzeremonie gespürt hast, wirst du sie lieben lernen und sie so oft wie möglich in deinen Alltag integrieren.
Oft beantworte ich die Frage, was eine Baumzeremonie ist, damit: Eine Baumzeremonie ist nur eine andere Form von Yoga für die Seele.

Mein #12von12 im August 2021

Mein #12von12 im August 2021

Heute ist wieder der 12. des Monats.

Auch in diesem Monat nehme ich euch wieder mit durch meinen Tag.

Hier gibt es wieder 12 Bilder aus meinem Alltag …

Jeden Morgen um 6, wenn ich in meinen Reha-Zimmer die Augen öffne, blicke ich auf diesen Himmel. Im Juli war die Sonne dann über den Berg gestiegen, mittlerweile kommt sie erst später. Doch der Anblick ist immer wieder toll.

 

Mein erste Tat am Morgen … auf in den MTT-Raum und eine Runde Rudern. Was mach ich nur, wenn ich wieder zu Hause bin? Da muss ich mir noch etwas einfallen lassen.

 

Auf meinem Zimmer wartet immer geduldig mein Laptop auf mich. Sobald ich keine Anwendung habe oder mit anderen unterwegs bin, sitze ich hier und schreibe …

 

Der Kurpark lädt überall zum Verweilen ein. Und falls ich mal mein Buch vergessen habe, kann ich mir in diesem zauberhaften Schrank etwas ausleihen. Eine tolle Idee und eine wirklich schöne Umsetzung mit all den Holzbänken und Blumenbeeten drum herum.

 

Beim Spazieren kam ich mal wieder am Hutgeschäft mit Cafe vorbei. Ein junges Ehepaar führt den Laden und die junge Frau meinte zu uns: hier findet jeder einen Hut für sich. Auf über 250 m² hängen, liegen, stehen alle möglichen Modelle und siehe da, sogar für meinen großen „Dick“kopf haben wir einen gefunden ;-). So starb ganz langsam in mir der alte Glaubenssatz: Mein Kopf sei für Hüte nicht gemacht.

 

Dieser Ort ist unglaublich, denn egal wo man hinläuft, überall wachsen und gedeihen die wundervollsten Blumen. Ich als Stadtkind kann mich gar nicht genug sattgucken und sattriechen bei dieser Fülle. Einfach traumhaft schön. Und wie glücklich bin ich, hier an diesem Ort im Sommer zu sein.

 

Nicht nur ich freue mich über die Vielfalt der Blüten … ganz Scharen von Bienen und Käfern laben sich an ihrem Nektar. Es summt und brummt überall …

 

Mitten im Kurpark gibt es eine kleine Gebetsoase, an der am Sonntag unter freiem Himmel ein Gottesdienst stattfindet. Daneben steht eine Bank des Zuhörens. Heute hab ich das erste Mal die Glocke mit den Märchenmotiven dort entdeckt.

 

… wenn es nicht überall summt und brummt, dann plätschert irgendwo ein Zufluss zur Alb. Sie fließt mit ihrem eiskalten Wasser durch das ganze Dorf, glücklicherweise gibt es hier kein Hochwasser.

 

3 Eisdielen gibt es hier im Ort und ich habe schon jede ausprobiert. Ich versuche nicht jeden Tag zu schlemmen, doch heute war mal wieder ein Eis fällig – 1 Kugel Pistazie und 1 Kugel Mocca mit Schokosplitt. mhhhh lecker.

 

Nach dem Abendbrot wird es auf einmal ganz laut. Ein Notfall im Ort (nicht in der Klinik) und schon kommt die Hilfe aus der Luft. Die Kinder auf dem Spielplatz rennen sofort zur Wiese. Wann bekommt man einen Hubschrauber so schnell noch einmal so nah zu sehen? Nach einer 3/4 Stunde düst er wieder ab und es ist wieder Ruhe.

 

Heute ergab sich für mich am Abend das zweite Mal die Gelegenheit zum Bogenschießen. Was für ein tolles Erlebnis. Ich bin richtig angefixt. Vielleicht wird das mein neues Hobby? Es kostes zwar viel Kraft, doch macht auch riesig Spaß. Ein dickes Danke an meine Mit-Rehabilitantin Christine, die mir heute diese Möglichkeit ein zweites Mal bot.

 

Was für ein toller Tag. Es waren hier heute das erste Mal wieder um die 30 Grad und es fühlte sich mal wieder wie nach richtigem Sommer an.

Und auch im nächsten Monat wird es am 12. September wieder heißen:    #12von12

Bis dahin wünsche ich euch allen eine wundervolle Zeit.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

4-Wort-Story: Lavendel, Rose, Frosch, Höhle

4-Wort-Story: Lavendel, Rose, Frosch, Höhle

Karo saß an der Maschine. Tack tack tack tack tack tack … wie im Gleichschritt ratterte die Nadel hoch und runter, verband den Ober- und Unterfaden zu einem Stich. Einen nach dem anderen entstand das Zickzackgebilde am Rand des Stoffes. Ihr Fuß auf dem Pedal bestimmte die Schnelligkeit, war darauf getrimmt, in Sekundenschnelle die Geschwindigkeit zu ändern. Vor, zurück, langsam Stich für Stich oder auch mal ganz schnell, wenn es galt den Rand eines Saumes zu fixieren.

Heute war Freitag, ihr Nähtag. Sie liebte es, sich an diesem Tag in ihre Kreativ-Höhle zurückzuziehen. Zur Einstimmung strich sie zu Beginn meist erst einmal mit den Fingern über die Stoffe, die farblich sortiert in ihrem Vorratsregal lagen und darauf warteten, in schöne kleine Formen und Kissen verwandelt zu werden. Die Karostoffe lagen ganz oben, in der Mitte stapelten sich die Motivstoffe mit Rosen, Herzen oder in unterschiedlichen Leoprintmotiven. Ganz unten lagen die einfarbigen Stoffe ordentlich aufgeschichtet.

Das Nähen als Hobby kam erst vor ein paar Jahren ganz überraschend in ihr Leben. Ihr Mann hatte einige seiner Hemden aussortiert und die Säcke für die Kleidersammlung standen schon zur Abholung bereit. Obwohl sie in der Schule beim Nähprojekt in der 5. Klasse am Ende auf ihre Küchenschürze nur eine 4 bekommen hatte, wollte sie das mit dem Nähen noch einmal probieren. Sie nahm ein paar alte Hemden aus dem Sack wieder heraus und beschloss kurzerhand daraus kleine Säckchen mit dem im Herbst selbst geernteten Lavendel für den nächsten Weihnachtsbasar zu nähen. Die Aktion wurde ein voller Erfolg. Um die Säckchen noch attraktiver zu gestalten, veränderte sie die Form und begann später Tiere auf kleine Kissen zu nähen. Inspiriert wurde sie dazu durch das Lesen des Krafttierbuches von Jeanne Ruland. Die Krafttiere waren ein Thema, was sie schon lange interessierte. Sie selbst hatte zwei, die sie immer begleiteten und ihr Mut und Schutz gaben.

Über die Woche waren wieder einige Bestellungen bei ihr eingetroffen. Der eine wollte ein Krafttierkissen für sein Kind zum Geburtstag, ein anderer ein Entspannnungskissen für seine Frau. Beim Herstellen von besonderen Kissenwünschen versuchte sie sich immer den oder die Empfängerin vor ihrem inneren Auge vorzustellen. Ihr intuitiver Spürsinn war in den letzten Jahren so gewachsen, dass es sie nicht mehr überraschte, wenn sie nach dem Versenden der Kissen, ganz herzliches Feedback von ihren Kunden erhielt: „Wie schön, sie haben genau meinen Geschmack getroffen.“ Oder „Genau so habe ich mir das Geschenk vorstellt.“ Oder „Meine Frau strahlte so vor Freude.“

So wurde ihr anfangs gedachtes Hobby immer mehr zu einer immer größer werdenden Nebeneinkunftsquelle, mit der sie nie gerechnet hatte. Doch zum Hauptgeschäft wollte sie es nicht werden lassen. Serienproduktion wäre nichts für sie, denn sie liebte es, jedes kleine Kissen als kleines persönliches Kunstwerk zu gestalten.

Für jedes Krafttierkissen las sie zur Einstimmung im Internet oder im Buch jeweils die Bedeutung des Tieres nach. Heute suchte sie nach der Botschaft für den Frosch: Du meisterst schwierige Situationen, die dir fruchtbare Erkenntnisse bringen … Der Frosch fordert dich auf, nach innen zu schauen. Erkenne die Welt als Spiegel deiner Seele … Richte dich neu aus, spiele mit deinen Gestaltungsmöglichkeiten … Heilung geschieht …

Karo wusste aus eigener Erfahrung, dass jedes Tier einen kraftvolle Medizin für den jeweiligen Träger bereithielt. Sie war so glücklich, dass sie diese Magie in jedes ihrer Kissen mit einnähen konnte und so etwas ganz individuell Besonderes zu erschaffen.

Und jeden Samstag erfüllte es sie mit viel Freude, wenn sie ihre liebevoll verpackten Päckchen auf den Weg zu ihrem Bestimmungsort zur Post brachte. Immer wieder sagte sie dann zu ihrem Mann: Danke, dass du damals so viele karierte Hemden aussortiert hast.

 


Ein herzliches DANKE an Nicole aus der The-Content-Society für die inspirierende „Wörterspende“.


 

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4-Wort-Story: Zauberei, Haarwurzelentzündung, Dauerbrenner, Stoppersocken

4-Wort-Story: Zauberei, Haarwurzelentzündung, Dauerbrenner, Stoppersocken

Die Türglocke im Salon schellte. Klara schaute kurz hoch und nickte der Frau mit dem Turban auf dem Kopf grüßend zu.

„Einen Moment bitte. Sie können sich gerne schon dort hinten hinsetzen. Ich brauche hier noch kurz.“

Sie bestrich noch schnell die letzten Strähnen mit Farbe, bevor sie sie in Stanniolpapier wickelte.

„So Frau Jeschke, wir sind jetzt erst einmal fertig. Wenn sie wollen können sie sich draußen in die Sonne setzen. Die Farbe muss jetzt mal einwirken. Marie bringt ihnen gerne auch noch einen Kaffee.“

Frau Jeschke brummte etwas und erhob sich schwerfällig aus dem Stuhl. Aus ihren Latschen klafften ihre zu großen roten Stoppersocken. Seit sie Diabetes hatte, konnte sie sich nicht mehr zum Schuhe zumachen bücken. Da wurde die Schuhwahl kleiner. Zu Hause lief sie nur noch in den Socken mit Stopperpunkten, bis über die Straße mussten die Latschen reichen. Klara gab ihrer Tochter Marie hinterm Vorhang ein Zeichen, dass sie einen Kaffee bringen sollte und wandte sich der neuen Kundin zu.

„Was kann ich für sie tun?“

Die Frau schaute sie mit rot geränderten Augen an und begann vorsichtig den Turban abzuwickeln. Ein kurzer Blick reichte aus, dass Klara das Drama erkannte. Eine riesige Haarwurzelentzündung am Hinterkopf. Das sah schmerzhaft aus.

„Haben sie sich die Haare dort selbst entfernt?“

Die Frau nickte schüchtern. Es tat so weh, da habe ich einfach die Schere genommen und alles drum herum abgeschnitten und den Pickel aufgedrückt.

Klara kannte das Dilemma. Es war ein Dauerbrenner in ihrem Salon. Doch dieses Mal sah die Stelle besonders schlimm aus.

„Seit wann ist das so entzündet? Damit müssen sie zum Arzt gehen, da kann ich ihnen nicht helfen.“

„Meine Freundin hat aber gesagt, dass sie ihr auch schon einmal mit Kräutern und Salben geholfen haben. Können sie es nicht wenigstens probieren? Ich will nicht zum Arzt. Das ist mir viel zu peinlich.“

Klara kannte ihren Ruf. Bevor sie diesen Laden eröffnet hatte, unterhielt sie eine Heilpraxis für Alternativmedizin. Bis heute schickten ihr ihre alten Kunden neue Patienten. Die Mundpropaganda funktionierte immer noch gut.

„Nein, es tut mir leid, aber hier hört meine Zauberei auf. Die Wunde hat sich entzündet. Das muss sich ernsthaft ein Arzt ansehen. Damit stoße ich an meine Grenzen. Das mach ich nicht.“

Die Frau band sich enttäuscht wieder ihren Turban um den Kopf. Klara wollte ihr dabei helfen, doch die wütenden Augen der Frau hielten sie davon ab, noch etwas zu sagen. Sie begleitete sie noch bis zur Tür und verabschiedete sich.

„So Frau Jeschke, jetzt können wir gerne weiter machen. Wo waren wir vorhin im Gespräch stehengeblieben? Ihr Sohn kommt sie bald mal wieder besuchen … „

Klara wischte die Gedanken an die Frau mit dem Turban wieder weg, setzte ihr Lächeln auf und half Frau Jeschke von der Bank aufzustehen. Sie wusste, warum sie damals ihre Heilpraxis aufgegeben hatte.

 


 

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